"Join-Up" und "Follow-Up" nach der Methode von Monty Roberts
In einer kleinen runden Longierhalle ("Round Pen") mit einem Durchmesser
von etwa 15 Metern wird ein noch nie zuvor gerittenes Pferd durch das Zuwerfen
einer Longe oder eines Seils in eine künstlich herbeigeführte Fluchtreaktion
versetzt. Monty beobachtete nämlich, daß bei wilden Mustang-Herden
das Fehlverhalten der jüngeren Pferde von den älteren (vornehmlich
Stuten) oft durch zeitweises Verstoßen aus der Herde bestraft wird.
Die normale Fluchtdistanz eines frei lebenden Pferdes beträgt bis zu
einer Viertelmeile (rund 400 Meter). Da das Pferd im "Round Pen"
jedoch feststellen muß, daß es dem scheinbaren "Angreifer"
nicht entkommen kann, sendet es in seiner Sprache ("EQUUS") bereits
nach wenigen Minuten "Verbrüderungssignale" aus, denn ein Ausstoßen
in freier Wildbahn hätte früher den Tod bedeutet: Das Ohrenspiel
orientiert sich zum "Trainer" im Zentrum hin, das Pferd beginnt
zu kauen und zu lecken (d. h.: "Ich bin ein harmloser Pflanzenfresser."),
es senkt den Kopf tief zum Boden und macht sich rund. In diesem Moment stoppt
der Trainer seine Scheinattacken, wendet dem Pferd stillstehend halb den runden
Rücken zu und schaut gelassen zum Boden vor sich. Unvermittelt bleibt
das Pferd neugierig und - wegen der neuen Situation - unsicher stehen und
geht langsam von hinten auf den Menschen zu, der es dafür durch Reiben
der Stirn belohnt, ohne ihm dabei allerdings in die Augen zu sehen, da dies
einen Angriff signalisieren würde. Das Pferd hat somit gelernt, daß
ihm hier kein feindliches Tier begegnet, sondern ein Wesen, das ihm durch
seine Nähe Sicherheit gibt. Geht der Trainer einige Schritte langsam
nach rechts oder links, so folgt ihm das Pferd ruhig nach ("Follow-Up"),
um den jetzt gefundenen "Herdenersatz" nicht wieder zu verlieren.
- In gleicher Weise setzt Monty Roberts das Training fort, bis das Pferd mit
Sattel und Zaumzeug geritten werden kann, wobei der Zeitfaktor (ca. 30 Minuten)
eigentlich völlig nebensächlich ist. Monty sagt: "I don't 'break'
horses in 30 minutes, I 'start' them. I want the horse on my team." -
Daß sich das Pferd bei seinem Trainer tatsächlich geborgen fühlt,
zeigt die Beobachtung, daß es beim Erschrecken (z. B. durch Händeklatschen
der Zuschauer) sofort ganz nahe zu ihm läuft, um Schutz zu finden ("Join-Up").
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